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Das ist Müll, euer System!

R2-Standpunkt: Briefe ans Ruhrgebiet

Von Gloria Manderfeld für R2-Horizont

Foto: © Patrick-Patrick, Lizenz

Mülltrennung ist ein sehr deutsches Phänomen. Und in Bayern wird die Trennung noch viel ernster genommen als im Ruhrgebiet. R2-Autorin Gloria Manderfeld, die vor kurzem aus Gelsenkirchen nach Bayern gezogen ist, weiß davon ein Lied zu singen.

Bayern. Lieber Ruhrpott, tut mir leid, dass es wieder eine Weile gedauert hat, bis ich mich bei Dir melden konnte. Aber bei mir war einfach zu viel los. Du erinnerst Dich, dass ich vor einem halben Jahr Richtung Hessen umgezogen bin? Vier Monate später ging es noch weiter in den Süden, genauer gesagt nach Niederbayern. Echt, es ist schön hier, wenn es nicht gerade regnet. Wir wohnen jetzt in einem Luftkurort und sorry, da kann Deine Luft einfach nicht mithalten. So gut tief durchatmen konnte ich die ganzen letzten Jahre bei Dir nicht – aber irgendeinen Vorteil muss das Leben auf dem Land ja auch haben.

Kein Sushi-Restaurant?!?

Die nächste Drogerie ist übrigens mehr als zehn Kilometer entfernt und was Essen aus anderen Kulturkreisen angeht, bin ich hier nicht in Deutschland, sondern in einem Entwicklungsland gelandet. Denn außer Italienisch, bayerischer Hausmannskost und einem einsamen Chinesen gibt es hier nichts. So gar nichts! Kein Indisch, kein Spanisch und vor allem kein Sushi! Das ist schon eine mittlere Katastrophe. Jetzt muss ich schon lernen, wie man Sushi macht, denn der nächste taugliche Laden befindet sich eineinhalb Autostunden entfernt.

Auf Dauer geht das dann doch arg ins Geld, vom Zeitaufwand für ein paar leckere Rollen mit Reis und Frischfisch ganz zu schweigen. Einkaufsbummel kann man hier total vergessen, außer ich käme auf die tolle Idee, mir unbedingt ein Dirndl anschaffen zu wollen. Dafür gibt es hier im Dorf nämlich sage und schreibe vier Läden. Vier! Und keinen mit Büchern…


Du siehst also, ich vermisse Dich schmerzlich! Dieses „Ich steige auf mein Fahrrad und fahr‘ mal eben in die Stadt, um mir zwei, drei Stunden mit gemütlichem Bummeln und einem Gang durch die ganze Welt zu vertreiben“ - Ding geht hier einfach nicht, denn die Welt hier ist weiß-blau. Überall stolpert man über Touristen, die sich von Einheimischen irgendwie gestört fühlen. Da ist mir eine waschechte Ruhrpott-Oma doch immer noch lieber, die sich im Bus mit dem Schwung ihrer Handtasche Respekt verschafft und die pöbelnden Jungs auf der letzten Bank mit ein paar scharfen Worten im Slang zurecht weist. Denn die Leute hier verstehe ich so gar nicht. Der Postbote hat sich schon daran gewöhnt, dass er mit mir ganz langsam sprechen muss, als wäre ich gerade erst nach Deutschland eingewandert und müsste die Sprache neu lernen. Der niederbayerische Dialekt ist schon ein bisschen gewöhnungsbedürftig…

Verpackungen verschiedenster Art...

Was mich allerdings jeden Tag aufs Neue an Dich und Deine stillen, wunderbaren Vorzüge erinnert, ist mein Mülleimer. Genauer gesagt, meine inzwischen sechs verschiedenen Mülleimer, denn in Niederbayern wird noch immer der Müll getrennt. Es gibt die Papiertonne, die Biotonne und den Restmüll – soweit kennen wir das ja schon aus dem Pott, wenngleich man nicht überall eine Biotonne bekommt. Aber die Crux liegt in der gelben Tonne: Die gibt es hier nicht. Stattdessen einen Recyclinghof in jeder größeren Ortschaft, zu dem jeder Bewohner bitte schön selbst und brav nach allen möglichen Kriterien getrennt, seinen Recyclingmüll zu bringen hat. Getrennt nach:

Tetrapacks

Aluminiumschalen

Joghurtbecher

Folien

Dosen

Verpackungen

Sonstige und - ganz wichtig - Folien größer als DinA4.

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