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Neueste Kommentare:

  • R2-Blogger - Gold Miss

    Korean Girl 17.10.2013 09:00
    Ich glaube, Ryan Gosling trägt gar keinen Schlafanzug... ;-)
     
  • R2-Blogger - Gold Miss

    Brenda 17.10.2013 06:38
    Auch ein Ryan Gosling (or whatever) wird auf Dauer langweilig. Und auch er sieht im Schlafanzug so ...
     
  • R2-Horizont - 365do

    Paul aus Dortmund 15.10.2013 12:38
    Liebes R2-Tam, danke für den schönen "grünen" Bericht. Das Ökonetzwerk und den Blog 365do habe ich ...
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Ein Herz für Plattenschweine

Aus dem Tagebuch eines begeisterten Roleplay Girls

Von Gloria Manderfeld für R2-Blogger

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Foto: © Heinz LW, Lizenz

Ein Krieger in Rüstung. Ein edler Charakter, den das Roleplay Girl Gloria Manderfeld gern spielt. Wenn die Rüstung nur nicht so schwer wäre...

Hessen. Der Schweiß rinnt mir in Sturzbächen die Stirn hinab, ich bewege mich mit der Eleganz einer betrunkenen Schildkröte und habe in etwa auch dieselbe Geschwindigkeit. Natürlich steht der Rest der Gruppe bereits oben auf dem Berg, den ich gerade mühevoll hochkraxle und ist dabei, in alle möglichen Richtungen davonzulaufen …


LARPEN ist ein bisschen wie Zeltlager

Das ist einer der Tage, an denen ich mich frage, wieso ich nur auf diese saublöde Idee gekommen bin. Andere Leute suchen sich doch auch nicht ein Hobby aus, das mich bei gefühlten vierzig Grad im Schatten zu solchen Tätigkeiten bringt.

Bei LARP denkt man sehr gerne an Zeltlager. An das gemeinsame Grillen am Abend, an Lagerfeuergesänge und -geschichten, an interessante Kostüme und gut dargestellte Rollen. Das stimmt einen guten Teil der Spielzeit durchaus, das will ich nicht bestreiten. Aber wenn ich in Rüstung samt Schild einen Berg hinaufsteigen darf, um eine Gruppe schnell voraus laufender Kräutersammler zu beschützen, reduziert sich die Freude am Hobby schnell im Verhältnis zu den überwundenen Höhenmetern.


Wer beim LARP eine Rolle verkörpert, die halb oder voll gerüstet ist, lernt sein Hobby schnell von einer eher unbequemen Seite kennen. Klar ist, dass Rüstung aus Metall etwas wiegt. Allein ein Kettenhemd wiegt in normaler Größe gern acht bis zwölf Kilogramm. Selbst anlegen kann ich eine Vollplatte nicht mehr, die Schnallen und Riemen muss mir ein Helfer festziehen, damit die Rüstung gut sitzt und ich beweglich bleibe – das liegt auch für den totalen Anfänger klar auf der Hand.
Aber dass mir niemand vorher verraten hat, dass man sich bei heftiger Sonneneinstrahlung wie ein Braten im Ofen fühlt und im eigenen Saft schmoren darf, wenn das Wetter es besonders gut meint, ist dann eher weniger erfreulich. Voll gerüstet merkt man den Unterschied zwischen 20 und 30°C nämlich deutlich!

Ein Magier in Stoffrobe zieht sich einfach eine Schicht Kleidung weniger an, der Gerüstete kann hingegen auf den unter dem Metall zu tragenden, polsternden Gambeson nicht verzichten. Also beiße ich in den sauren Apfel, schwitze die nächsten Tage wie ein Tier, stinke auch entsprechend und fühle mich nach dem Con-Wochenende um ein paar Kilo leichter. Denn das Gefühl, nach drei Tagen das für meine Körpergröße dann doch knapp 15 Kilogramm wiegende Kettenhemd endlich loszuwerden, lässt sich vor allem mit „Ich kann fliegen!“ beschreiben.

Als ich noch zur Robenträgerfraktion zählte, habe ich mich immer mal wieder über die langsamen „Plattenschweine“ geärgert. Seit ich aber selbst in eine Rolle mit Rüstwerk geschlüpft bin, hat sich meine Perspektive radikal geändert.


Über Stock und Stein - und das in voller Metallrüstung

Schon die Anreise ist für einen Gerüsteten etwas ganz anderes als für einen Robenträger. Bei der Anreise, die am ersten Spielabend einer LARP-Convention stattfindet, spielt man die Ankunft der Heldencharaktere aus. Schließlich ploppen in einer ordentlichen Fantasygeschichte die Helden nicht einfach samt Zelt und Ausrüstung aus der Luft auf und stehen überraschenderweise genau dort, wo gerade eine darbende Dorfbevölkerung Hilfe gegen den bösen Standard-Nekromanten oder Ähnliches braucht.

Je nach Authentizitätsbestreben der Con-Organisatoren steht einem ein sehr kurzer oder auch mehrere Kilometer langer Laufweg bevor. Wenn ich nach einer durchschnittlichen Anfahrt von bis zu vier Autostunden dann auch noch über Stock und Stein in unbekanntem Geländer stolpern muss, ist das schon mit leichter Stoffkleidung kein Vergnügen. Mit locker zehn bis fünfzehn Kilogramm Mehrgewicht macht das Ganze jedenfalls keinen allzu großen Spaß. Vor allem nicht bei Dämmerung im Gestrüpp durchwucherten Unterholz.

Nach dem fünften Beinahe-Sturz und dem unvermeidlichen Hinweis, dass die Gruppe ja nicht ewig auf einen warten wolle, brauche ich eine gewisse Zeit, um wieder Motivation für das Geschehen aufzubauen. „Ich bin Euch zu langsam? Dann nehmt doch bitte mal mein Rüstzeug als Gepäck und wir reden in einer halben Stunde nochmal über das Tempo …! Ja, damit meine ich auch die 50-Kilogramm-Elfen, die seit zehn Minuten vorausrennen!“

 

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