Das Korean Girl über K-Pop und Hallyu

Der "Gangnam Style" erobert die ganze Welt

Von Sun-Mi Jung für R2-Blogger

Foto: © elmschrat, Lizenz

Karaoke, noch so ein koreanisch-asiatisches Pop-Phänomen. Asiaten lieben Musik und noch mehr lieben sie es, selbst zu singen.

Dortmund. Letztens bin ich ziemlich spät nach Hause gefahren. Im Auto. Wie so oft, hatte ich dabei das Radio an. EinsLive. Die machen ja bis spät in die Nacht Musik. Und plötzlich wurde ein Song in einer Sprache gespielt, die in auf diesem Sender noch nie gehört habe. In Koreanisch! Es ging um den „Gangnam Style“ vom koreanischen Rapper Psy. Ich war plötzlich wieder hellwach und hatte sehr gute Laune.

„K-Pop“, also koreanische Popmusik, ist ja mittlerweile in ganz Asien beliebt. Ungefähr so populär wie hier in Deutschland die koreanische Marke Samsung. Aber nicht nur koreanische Musik, auch koreanische Filme, Seifenopern und Computerspiele erobern mittlerweile den asiatischen Kontinent.

Man nennt dieses Phänomen „Hallyu“ (koreanische Welle). Geplant war dieser Erfolg wohl nicht. Aber so etwas lässt sich ja auch schlecht planen. Selbst Hollywood produziert schließlich ungeahnte Überraschungserfolge neben totalen Reinfällen. Dabei sind das absolute Profis.

Koreanische Filme und koreanische Musik erobern die Welt

Ich sitze jedenfalls hier im beschaulichen, stark westlich beeinflussten Deutschland und staune. Koreanische Musik und koreanische Filme – das waren für mich immer unerträgliche Melodramen, die so stark auf die Tränendrüse drückten, dass man danach vor lauter Aufgewühltheit tagelang weder schlafen noch essen konnte. Die Darstellung unschuldiger Witwen und Waisen, denen schlechte Menschen so viel Böses taten, dass man sich zwischen Mitleid und Wut kaum entscheiden konnte. Im Nachhinein würde ich gern wissen, welche Altersfreigabe diese Filme hatten. Meiner Meinung nach muss man mindestens 35 Jahre alt sein, um diese menschlichen Dramen verkraften zu können.

Oder (noch viel schlimmer) koreanische Schlagermusik, mit denen mein Vater uns Kinder auf endlos langen Fahrten in den Urlaub quälte. Diese Musik gehört zu den Traumata meiner deutsch-koreanischen Kindheit. Howard Carpendale und Andrea Berg auf Koreanisch. Ein absoluter Alptraum. Dann lieber die meditativen Gesänge buddhistischer Mönche. Dazu kann man zumindest gut entspannen.

Ein weiteres Horrorerlebnis, welches ich Ihnen nicht vorenthalten will: Meine Eltern lieben als echte Koreaner natürlich Karaoke. Und zwar koreanisches Karaoke. Koreanische „Howard-Carpendale-Musik“ vom Band ist ja schon schlimm. Aber haben Sie schon mal zwei ältere koreanische Männer gesehen, die mit Tränen in den Augen und Arm in Arm altmodische Lieder aus der Heimat ins Mikrophon schmettern und Sie nur hoffen, dass die Nachbarn Sie nicht hören? Ich bin dadurch übrigens ein wenig Karaoke geschädigt

Als würde Nena nocmal Platz 1 in den USA erobern

Da bin ich doch froh, dass sich die koreanische Populärkultur in den letzten Jahren so stark weiterentwickelt hat. Mittlerweile kann man ruhig zugeben, dass man gern koreanische Filme schaut. Denn erstens sind die richtig cool geworden. Zweitens gibt es sie in deutscher Synchronisation (ganz wichtig, wenn man sie deutschen Freunden empfiehlt.) Und drittens werden sie sogar vom westlichen Feuilleton als ernsthafte Kunst anerkannt.

Sonst hätte Kim Ki Duk ja nicht den Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen von Venedig gewonnen. Er ist übrigens der erste koreanische Filmemacher, dem diese Ehre zuteil wird. Er hat zwar während der Preisverleihung statt einer Dankesrede die koreanische Volksweise „Arirang“ gesungen. Aber an dieser Stelle fand ich das irgendwie angemessen und gar nicht merkwürdig. War aber auch kein Karaoke.

Aber zurück zu Psy und seinem „Gangnam Style“ (der, zugegebenermaßen, schon etwas skurril und albern ist.) Mittlerweile ist der Song in den deutschen Top Ten gelandet, in vielen westlichen Charts hat er bereits Platz 1 erobert. Von den Millionen „You-Tube“ Klicks ganz zu schweigen. Das ist für Sie vielleicht keine große Sache. Für mich aber so, als würde Nena mit ihren 99 Luftballons nochmal Platz 1 in den USA belegen. Mindestens!


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