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R2-Blog: Femme Fatale

Kindergeburtstag, die Zweite

Die "Working Mum" Petra Wiemer zwischen allen Stühlen

Von Petra Wiemer für R2-Blogger

Foto: © Brian Bilek, Lizenz

Party! Die Working Mum ist zwar vierfache Mutter. Findet aber, dass das Leben deshalb nicht vorbei sein muss.

Dortmund. Natürlich ist das Leben nicht vorbei, wenn Sie Kinder bekommen. Aber ehrlich, wer geht schon aus, wenn er einen Säugling zu Hause hat? Oder schaffen Sie es, um 23 Uhr eine Ü30-Party zu besuchen, wenn Sie zuvor gefühlte 20 Stunden mehrere Kinder bespasst haben, einen Haushalt geschmissen und dann bei der Tagesschau auf dem Sofa eingeschlafen sind? Auch die heißersehnte Berufstätigkeit ist keine Wellness-Maßnahme, sondern für Eltern parallel zu den obigen Aktivitäten zur Zufriedenheit der Vorgesetzten durchzuführen und irgendwie auch anstrengend.

Wohin kann man nur ausgehen?

Und so kommt es, dass Sie irgendwann merken, dass Sie auf die Frage, wo man denn, um Himmelswillen, in Ihrer Stadt abends ausgehen kann, keine Antwort mehr wissen.

Ihre Kenntnisse beschränken sich auf die besten Spielplätze (Schatten, Bänke, Toiletten), besten Cafés (Kinderwagentauglich, mit Wickelmöglichkeit), duldsamen Restaurants (Freundlichkeit trotz Kindergeschrei) oder Kneipen mit Biergarten (eingezäunter Garten, möglichst mit Beschäftigungsmöglichkeit für den Nachwuchs). Mein aktuelles Highlight sind italienische Restaurant-Ketten, wo ich mit Freundin und gekühltem Weißwein draußen sitzen kann und den Kindern beim Spielen auf dem Marktplatz zuschauen kann („aber nicht bis zum Westenhellweg rennen!“).

Ja ja, werden Sie nun sagen, heute gibt es doch diese Ü30-Partys, wo sich all diese Eltern hinschleppen, um dann drei Stunden lang so zu tun, als seien sie noch young, free and single. Die den Ehering vorher ins Portemonnaie oder unter die Fußmatte des Kombis legen, um 21 Uhr kommen und um spätestens 24 Uhr wieder gehen, weil sie entweder am nächsten Morgen arbeiten müssen, vom Nachwuchs geweckt werden oder zur Rekonvaleszenz nach der kurzen Nacht solange brauchen wie vor 15 Jahren nach einer OP.

Diese Partys sind ja auch ganz schön: Sie kennen den Weg dahin im Schlaf, können um 21 Uhr kommen, um 24 Uhr gehen und haben dazwischen auch noch was erlebt. Der Wein ist schlecht, die Musik auch, der DJ unbelehrbar („das habe ich nicht!“) und die Leute kennen Sie alle irgendwann. Die ganze Aktivität unterscheidet sich nicht mehr von den Partys, die Sie immer mit anderen Eltern in Ihrem Garten feiern. Was ja auch ganz schön ist, aber keinen Ersatz für ein bisschen Nervenkitzel beim Ausgehen bietet (Wann wird man sonst mit einem Kombi von der Polizei kontrolliert, wenn nicht nachts am Tag des Streiks des Öffentlichen Nahverkehrs?).

Schön war's trotzdem!

Und die Kinder haben irgendwann ein Alter erreicht, in dem sie nachts weder regelmäßig zum Klo begleitet werden müssen, noch Schnuller oder Teddys suchen und auch ihr Schlafverhalten sich soweit entwickelt hat, dass sie in den kürzer werdenden REM-Phasen vergessen, das elterliche Bett aufzusuchen und Mama und Papa für die nächsten zwei Stunden wach zurückzulassen oder mit ihren Extremitäten öfter auch mal K.O. schlagen.

Nun stehen Sie also hier, mindestens zehn Jahre später, und überlegen, wo um Himmelswillen, Sie hingehen können, wenn Sie mal tanzen wollen und das Vergnügen über eine Tanzveranstaltung mit Cha-cha-cha und free Prosecco für die Ladies hinausgehen soll. Was Neues muss her!

Da war doch was! Vor 15 Jahren bin ich ja auch ausgegangen und zwar regelmäßig. Ist ja nicht so, dass der Melting Pot(t) Ruhrgebiet nichts bietet. Also habe ich die Gelegenheit ergriffen und bin (nach Vorschlafen auf dem Sofa zwischen Tagesschau und Tagesthemen) in die Großraumdisko meiner Single-Zeiten. Und was soll ich Ihnen erzählen? Neben einer Tanzfläche, auf der sich das Publikum zu Cha-cha-cha (ohne free Prosecco) professionell tummelte, waren in allen anderen „Areas“ - Bar, Clubs und Dom - primär Menschen vertreten, die mich dringend an den Abi-Ball meiner Tochter erinnerten.

Da half auch kein „unter die Massen mischen“, denn neben den vereinzelt vorhandenen Ü20-Personen kam ich mir wie eine von der Leine gelassene Erziehungsberechtigte vor. Fazit dieser Nacht: Es lohnt sich unbedingt, genauere Recherchen bezüglich der Altersstruktur eines Clubs anzustellen, wenn Sie vorhaben, sich in dieser Nacht auch zu unterhalten, ohne dass andere vermuten, sie seien lediglich die Fahrerin ihrer (halb)-mündigen Tochter und somit rein aus Versehen hier gestrandet. Aber schön war es trotzdem!

Zur Autorin:

Working Mum mit vier Kindern aus Dortmund

Petra Wiemer (Foto) heißt die neue Gastautorin bei R2inside. Über das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf schreibt die Dortmunderin als " Working Mum" ab sofort in regelmäßigen Abständen für R2inside. Petra Wiemer ist Stillberaterin, Gesundheitspädagogin, Mutter von insgesamt vier Kindern und arbeitet heute als Bildungswissenschaftlerin im Hochschulbereich.

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