Eine Femme Fatale im R2-Gebiet

Diese Deutschen, immer so genau...

Von Tiphaine Bernicot für R2-Blogger

Foto: (c) Robert Becker, gemeinfrei

Kartoffeln. Ein deutsches Grundnahrungsmittel. Über die deutsche Zubereitungsvielfalt staunt die Femme Fatale Tiphaine Bernicot.

Dortmund/Paris. Nun schreibe ich seit einigen Monaten hier für R2inside über mein Leben als Französin in Deutschland und beim Überfliegen meiner Texte heute Morgen habe ich bemerkt, dass ich noch nicht über die Klischees geschrieben haben, die in Frankreich über die Deutschen kursieren, denn es sind ja einige!

Deutsche essen nur Kartoffeln

Ich habe schon erzählt, dass ich nach meinem ersten Aufenthalt in Deutschland ziemlich zugenommen hatte, was meine Mutter auf einen übertriebenen Konsum der Knolle zurückzuführen glaubte (In Wirklichkeit hatte ich nur zu viel Cola getrunken… Aber das weiß sie immer noch nicht...). Aber Fakt ist, dass man auf der Speisekarte jedes gutbürgerlichen Restaurants immer Bratkartoffeln findet. Oder Kartoffelecken, oder Ofenkartoffel, oder Pommes, oder Reibekuchen, oder Folienkartoffel – Kartoffel hier, Kartoffel dort! Wo man hinschaut! Also stimmt es! Deutsche essen (fast) nur Kartoffeln: Pro Kopf sind es jährlich rund 60 Kilogramm. Im Gegensatz zu gerade mal 30 Kilogramm in Frankreich. Naja, die essen auch Wurst…

Deutsche trinken nur Bier

Naja, was soll ich dazu sagen: Zu Kartoffeln und Wurst schmeckt einfach nur Bier… Oder?

Deutsche sind diszipliniert

„Diese Deutschen, immer so genau… Tag und Nacht immer so korrekt… und immer pünktlich… perfekt organisiert, natürlich.“ Da ist was Wahres dran… In Frankreich, wenn wir zum Essen eingeladen sind, ist es üblich, zu spät zu kommen, mindestens eine halbe Stunde. Es nennt sich nicht die akademische Viertelstunde, sondern die französische Halbestunde! Und wer in Frankreich über eine rote Fußgängerampel läuft, wird höchsten von seinem Hintermann angeschrien, weil er nicht schnell genug ist! Ich habe mal versucht, ganz am Anfang, spät abends in Münster, über eine rote Fußgängerampel zu laufen… Seitdem mache ich das nicht mehr. Da stand nämlich eine alte Dame mit Rollator. Sie und ich. Alleine. Kein Auto. Nicht mal ein Fahrrad. Ich entschied mich für die für mich naheliegende Lösung und setze an. Ich wollte über die Straße. „Junge Dame!!! Was soll das!! Sehen Sie nicht, dass die Ampel rot ist!!! Bleiben Sie stehen!! Aber sofort!!!“. Eine alte Dame mit Rollator kann furchteinflößend sein. Schlimmer wäre eine alte Dame mit Gehstock gewesen, sie hätte mich damit verprügeln können. Mit dem Rollator hingegen war es schwieriger und ich entschied mich dafür, so schnell wie möglich vor der Gefahr wegzulaufen. Aber seitdem bleibe ich immer brav stehen, wenn die Fußgänger-Ampel zu Rot wechselt. Und in Frankreich auch. Dafür werde ich von meinen Freunden immer belächelt: „Haha, du bist wirklich eine Deutsche jetzt!“

Deutsche Frauen sind unrasiert

Darüber habe ich keine Studie gefunden, aber ich bitte jede Leserin einen kurzen Kommentar zu hinterlassen: rasiert oder unrasiert…. Und dann kann ich meine Studie vielleicht bald veröffentlichen!

Birkenstock gehört immer dazu

Egal, wo ich hingehe, ich sehe immer nur Birkenstocks. In jeder Größe, in jeder Farbe! Ich finde sie eigentlich gar nicht so schlecht: Seit 1774 kann man sie kaufen. Bunt, einfarbig, mit zwei Riemen, mit drei Riemen, für schmale Füße, für dicke Füße. Für Kinder, für Erwachsene! Birkenstocks für alle! Vielleicht sollte ich mir auch welche kaufen. (Fanpost nehme ich gern entgegen: Ich habe Schuhgröße 37 und schmale Füße…) Aber eine Bitte hätte ich: nicht mit weißen Sportsocken! Bitte, bitte, bitte…

Deutsche lieben ihre Autos und fahren wie die Bekloppten

Wer schon mal mitten durch Paris gefahren ist, weiß, wer wie die Bekloppten fährt… Aber da es auf fast allen deutschen Autobahnen keine Geschwindigkeitsbegrenzung gibt, sind Deutsche es wahrscheinlich gewohnt, schneller zu fahren: In Frankreich darf man nämlich nicht schneller als 130 km/h fahren. Als Kind, wenn ich mit meinen Eltern unterwegs war und uns ein schnelles Auto überholt hat, hat meine Mutter immer gesagt: „Schon wieder ein Deutscher.“ Die Stimme voller Verachtung. Oder war´s vielleicht Neid? Und die Samstagsbeschäftigung „Autowaschen“ kenne ich nur aus deutschen Straßen. Naja, sich mitten in Paris mit einem Eimerchen und Putzlappen auf die Straße zu begeben und zu schrubben wäre vielleicht ein bisschen zu gefährlich, ich geb´s zu.

Und welche Klischees kennt Ihr über Franzosen? Ich kenne keine…

               

Aus Paris in das zauberhafte Ruhrgebiet

Tiphaine Bernicot (Foto) ist Französin mit asiatischen Wurzeln. Die es allerdings bereits vor etlichen Jahren nach Deutschland, genauer gesagt in R2-Gebiet, verschlagen hat. Hier lebt die junge Frau mit ihrem deutschen Ehemann und ihren Kindern und berichtet als die neue R2-Kolumnistin über ihr Leben als „Femme Fatale". Und zeigt uns die Unterschiede zwischen deutscher und französischer Lebensart, zwischen Paris und Dortmund, zwischen Labello und Lippenstift.

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Kommentare  

 
+1 #2 femme fatale 2013-06-29 22:40
Hallo Roleplay Girl,
schön, dass ich dich zum lachen bringe!!
In Gelsenkirchen sind sowieso fast nur Schalker unterwegs...
Und wie bitte soll ich eine wissenschafte fundierte Studie führen, wenn alle Damen schweigen..??
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+1 #1 Roleplay Girl 2013-06-28 11:03
Herrlich :D ich musste sehr bei Deinem Beitrag schmunzeln - als Austauschschüle rin (ich war im schönen Lyon und in Nizza) in Frankreich durfte ich nämlich auch derartige Fragen beantworten und musste Aufklärungsarbe it leisten.
Generell bin ich wahrscheinlich sehr undeutsch: ich hasse Kartoffeln und esse sie nur (selten) in Pommes Frites-Form. Ich habe keine Birkenstocks und kein Auto. Bier trinke ich nur im Sommer, wenn es ganz heiß ist, und dann nur alkoholfrei. :D Zum Thema rasiert schweigt die Dame ... ^^
Aber pünktlich .. nunja, da ist dann doch ein deutscher Rest. Ich finde, es zeigt anderen Menschen gegenüber Respekt, wenn man zu einem gemeinsam getroffenen Termin pünktlich erscheint. Im Ruhrgebiet ist über rote Ampeln gehen in der Regel übrigens sehr ungesund - zumindest in Gelsenkirchen fahren die Leute wie der Henker, auch nachts noch :D da gewöhnt man sich das rüberrennen ganz ganz schnell ab.
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