Stefan Dieke unterrichtet in Wuppertal europäischen Schwertkampf

Der Beginn einer neuen Tradition

Von Peter Joerdell für R2-Sportskanone

Foto: Alte Kampfkunst

Fechten jenseits der olympischen Disziplin: So sicher wie nötig, so authentisch wie möglich.

Wuppertal. Ins Allerheiligste des Schwertkampfes gelangt man über einen Elberfelder Hinterhof. Von dem aus man noch eine lange, steile Treppe mit ausgetretenen Stufen hinaufsteigen muss. Danach steht man vor der Fechthalle, die Stefan Dieke sich eingerichtet hat. Fechtmaske an Fechtmaske reiht sich an der Wand, darunter hängen solide Blank- und Stangenwaffen in robusten, hölzernen Halterungen. Einhandschwerter, Anderthalbhänder, Zweihänder, Säbel, Rapiere, Hellebarden – alles was das Herz begehrt und sonst so oft heute nur noch aus World of Warcraft oder Hollywood kennt. Dann nimmt sich Dieke Zeit für das Gespräch mit der R2-Sportskanone.

„Ich gebrauche manchmal eine sehr deutliche Sprache“, erklärt er. „Nicht, um meine Schüler zu schocken oder zu provozieren, sondern um daran zu erinnern, worum es in einem Schwertkampf wirklich geht. Dass es früher um alles ging.“ Denn die ankonditionierten Vorbehalte gegenüber jedweder Form von körperlicher Gewalt seien dem modernen Menschen bei einem Erkunden der alten Fechtkunst oft im Weg. „Das kann so weit gehen, dass Leute systematisch aneinander vorbeischlagen – obwohl sie geschützt sind.“

Das Ziel: freier Kampf, Kontrolle und Selbstbeherrschung

Denn gerade darauf, dass das Training ungefährlich ist, legt Dieke großen Wert. „Je größer der Grad an Kontrolle wird, mit dem die Schüler arbeiten, desto freier können sie kämpfen.“ Das Ziel sei natürlich ein freier Kampf: „In dem man sich selbst kontrolliert und so den Kampf kontrollieren kann – in unserem Falle OHNE den 'Gegner' zu verletzen.“ Kontrolle und Selbstbeherrschung seien daher immer der Schlüssel. Gekämpft wird übrigens nicht mit echten Waffen, also scharf geschliffenen Schwertern. „Wir verwenden nur stumpfe ,Simulatoren’, die aber in Gewicht, Handhabung und Aussehen sehr nah an den historischen Vorbildern sind.“ Der Gradmesser ist bei Dieke immer die Praktikabilität: „Es geht darum, zu treffen und nicht getroffen zu werden. Denn außer bei schwer Gepanzerten – und mit der entsprechenden Technik selbst bei denen – könnte bereits der erste Treffer in der Realität sehr wohl lebensgefährlich sein.“

Interesse am Schwertkampf hatte er seit den frühen 90ern, die ernsthafte Beschäftigung mit historischem Quellenstudium begann bei Dieke, etwa 1995. Seit Anfang 2006 hat er seine Schule in Wuppertal. Verteilt auf drei Kurse wird an drei Tagen in der Woche trainiert, je nach Waffengattung und Kenntnisstand. „Zum historischen Schwertkampf bin ich über die Mittelalter-Szene gekommen. Ich habe mich schon in den frühen 90ern gefragt, ob es da nicht Quellen gibt.“ Man erinnere sich: Vor 18 Jahren waren Thalhoffer und Lichtenauer,zwei der heutzutage recht bekannten mittelalterlichen Fechtmeister und ihre Lehrbücher noch kein Allgemeingut im Web – unter anderem, weil es das Internet in seiner heutigen Form noch gar nicht gab.

Dieke musste also den langen Weg durch die Bibliotheken antreten, eine Queste, die in Magazinen, zwischen alten Folianten und Mikrofilmen stattfand, ihn quer durch die Archive der Republik führte, wo er die Original-Codices wälzte. Es galt, die Spreu vom Weizen zu trennen. Denn neben echten Kleinodien stolperte er auch über einige richtig schlechte Fachbücher aus der frühen Neuzeit.

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