Höhere Dichte von Top-Marken nur auf der Londoner Bond-Street

Luxus-Shopping - "Kö" immer noch erste Adresse

Von Peter Joerdell für R2-Stilikone

Foto: Thomas Robbin, (Lizenz)

Blick auf die Westseite, wegen der dort ansässigen Banken auch "stille Seite" genannt.

Düsseldorf. Wenn mein Vater es früher mit der Familie besonders gut meinte, fuhren wir am Wochenende von der Klingenstadt Solingen nach Düsseldorf. Dann wurde am Rhein entlang flaniert, in der Altstadt ein Eis gegessen - und natürlich wurde auf der Kö geparkt, wenn es irgendwie ging. Mein Vater hatte ein ausgemachtes Händchen, dort irgendwie immer einen Parkplatz zu finden. Das war immer ein großer Spaß für alle, wenn unser wunderbarer Mercedes Typ 180 b (Baujahr 1961) neben irgendwelchen Porsches oder Bentleys stand. Der Wagen zeichnete sich durch das aus, was man in Kreisen von Oldtimer-Fans auch liebevoll "Patina" nennt. Er trägt bis heute (!) stolz seinen ersten Lack - mit allen Gebrauchsspuren. Einmal kam sogar ein Ferrari-Fahrer aus einem nahen Café gestürzt, um seinen Wagen wegzusetzen, nachdem die Joerdells ihren Kö-Ausflug gestartet hatten. "Guckt mal, Kinder, da hat einer Angst vor Flugrost", brummte dann mein Vater mit seinem ganz eigenen Sinn für Humor, und der Ferrari suchte unter schallendem Kindergelächter seitens meiner Schwester und mir einen neuen Parkplatz...

So lernten meine Schwester und ich früh - es gibt solche und solche Menschen. Und eine von beiden Kategorien traf man vermehrt auf der Kö an. Bis heute kann ich nicht ohne zu schmunzeln an den aufgereihten Nobelkarrossen vorbeilaufen, wenn ich an der Kö unterwegs bin - vor meinem geistigen Auge sehe ich immer unseren ramponierten, alten Mercedes dazwischen stehen.

Die "Bankenseite" ist still - sie bietet kaum Geschäfte

Foto: Chris (Lizenz)

Der Kö-Graben, der übrigens vielen Enten die wohl nobelste Heimstatt in Düsseldorf bietet.

Die Königsallee, kurz Kö, verläuft in nord-südlicher Richtung im Stadtzentrum von Düsseldorf. Charakteristisch sind die für die Verhältnisse einer westdeutschen Großstadt große Breite, der Stadtgraben (auch Kö-Graben genannt) und der zugegebenermaßen eindrucksvolle Baumbestand. Insgesamt bietet die Kö überaus viel Platz zum Flanieren, denn sie hat vier Gehwege – zwei an den Seiten des Grabens und je einen entlang der Häuserzeilen. Die westliche, traditionell weniger begangene Seite mit nur wenigen Läden im Norden ist auch als „Bankenseite“ oder „stille Seite“ bekannt.

Frühere Namen für die Kö waren übrigens „Neue Allee“, „Mittelallee“ oder „Kastanienallee“. In Königsallee wurde sie erst nach dem legendären „Pferdeäpfel-Attentat“ des Jahres 1848 umbenannt. Was da passierte? König Friedrich Wilhelm IV. wurde im bekannten Revolutionsjahr tatsächlich mit Pferdeäpfeln beworfen, als er vom südlich gelegenen Bahnhof kommend zum Schloss Jägerhof fahren wollte. Vielleicht eine Tatsache, die man unter den Düsseldorfer Punks einmal verbreiten sollte - vielleicht könnten sie so der Kö auch noch etwas mehr abgewinnen...

Foto: Andy Weisner (Lizenz)

Blick in die Shopping-Mall Sevens, die im Jahr 2000 ihre Pforten an der Königsallee öffnete.

Die Kö verkörpert ein mondänes Lebensgefühl

Tatsache ist jedenfalls, dass 1851 die „Kastanienallee“ in „Königsallee“ umbenannt wurde - wohl tatsächlich, um das Königshaus wieder gnädig zu stimmen. Am südlichen und nördlichen Ende des Wassergrabens finden sich außerdem zwei bekannte Baudenkmäler. Am Südende kann man den Bergischen Löwen (Philipp Harth, 1963) bewundern (schließlich war Düsseldorf eine Zeitlang auch Sitz der Grafen von Berg) und am Nordende ist der Tritonenbrunnen (1902 von Fritz Coubillier geschaffen) zu sehen.

Heute steht die Kö vor allem für ein äußerst mondänes „Lebensgefühl“ mit vielen hochklassigen Geschäften, Einkaufszentren auf der Ostseite und Banken auf der Westseite. Auch als Hotelstandort muss die Kö keinen Vergleich scheuen: Neben den Traditionshotels Breidenbacher Hof und dem Steigenberger Park Hotel eröffnete 2005 das Hotel Intercontinental. Alle drei Häuser tragen fünf Sterne mit dem Zusatz „Superior“.

In Europa hat die Kö übrigens die zweithöchste Dichte an Filialen von Luxusmarken nach der Londoner New Bond Street, auch wenn inzwischen auch auf der Kö Flagship-Stores von H&M, Esprit oder Zara anzutreffen sind.

Auch viele Großveranstaltungen finden auf der Königsallee statt

Foto: Manuel Bieling, (Lizenz)

Die DTM Präsentation 2009 sorgte auch auf der Königsalle für den Geruch von verbranntem Gummi.

Zudem ist die Königsallee neben dem Burgplatz der zweite Ort in der Düsseldorfer Innenstadt für große regionale und überregionale Veranstaltungen. In den Jahren 2006 bis 2008 wurde die Eröffnungsfeier der DTM auf der gesamten Königsallee begangen. Zu diesem Zweck wurden mehrere Bühnen und Großbildleinwände errichtet.Außerdem findet auf der Kö regelmäßig der so genannte Bücherbummel statt. Bei diesem fünftägigen Literaturfestival werden auf der östlichen Seite des Boulevards Buchverkaufs-, Gastronomiestände und Zelte verschiedener kultureller Institutionen aufgebaut.

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