Essay: Warum Frauen Mode lieben

Es lebe die Mode! Es lebe die Freiheit!

Von Sun-Mi Jung für R2-Stilikone

Foto: © konradbak - Fotolia.com

An den klassischen Look von Coco Chanel erinnert dieses Outfit.

Coco Chanel wusste, was Frauen wollen. Nämlich umwerfend gut aussehen und möglichst komfortabel gekleidet sein. Und zwar gleichzeitig. Wir alle wissen, wie der großen Chanel dieser Spagat gelang: Der Modeschmuck, die weichen Stoffe, die geraden Schnitte revolutionierten die damalige Frauenmode sowohl optisch, als auch technisch. Für ihren legendären Stil griff sie auch auf unkonventionelles Material zurück und modellierte Männerkleidung um, die so viel bequemer war als die einschnürende Damengarderobe. Ein neuer Look, geradlinig, einfach, elegant, raffiniert und bis heute hochmodern, war geboren. Den Frauen ein kleines Stückchen mehr Freiheit geschenkt.

Und heute? Heute genießen wir längst die Freiheiten, die mutige Frauen wie Coco Chanel oder Mary Quant, die englische Dame mit dem Minirock, durchgesetzt haben. Oder können Sie sich ein Leben ohne lange Damenhosen, kurze Röcke oder bequeme Unterwäsche vorstellen? Heute dürfen wir Frauen (endlich) alles tragen was wir wollen. Und die Weisheit „Wer schön sein will, muss leiden“ haben wir auch schon längst über Bord geworfen. Die Tragweite unserer nicht nur modischen Freiheit wird uns hingegen erst so richtig bewusst, wenn wir uns andere Lebensräume anschauen, die manchmal gar nicht so weit von uns entfernt sind:

Uniformen: Gleich und austauschbar, aber auch ein Zeichen von Zugehörigkeit

Foto: Rosemary Robenn - Fotolia.com

Uniformen sind das Gegenteil von
Individualität. Demonstrieren aber
auch Zugehörigkeit.

Uniformen, und dazu gehört bis zu einem gewissen Grad auch Berufskleidung, grenzen den individuellen Geschmack so weit wie möglich ein und machen aus dem Einzelnen eine konforme Gruppe, manchmal sogar eine gesichtslose Masse. „Hier ist jeder gleich und damit austauschbar“, lautet das eindeutige Signal. Dafür sorgen Uniformen für ein oftmals willkommenes Gefühl der Zugehörigkeit, im modernen Business-Deutsch nennt man das wohl „Corporate Identity“. Gleichzeitig zieht die Uniform eine unnachgiebige Grenze zwischen „Insidern“ und „Outsidern“. Wer gehört dazu, wer ist draußen. Was nicht immer schlecht sein muss. Wer will schon als übernächtigter Passagier auf einem Langstreckenflug mit der Bitte um ein Glas Tomatensaft mit einer Flugbegleiterin verwechselt werden? Die extremste Art von Uniform findet sich übrigens (zumindest bis in die 90-er Jahre) an ostasiatischen Mädchenoberschulen. Hier schließt die Gleichförmigkeit die Haarlänge (kinnlanger Bob), die Haarfarbe (ungetönt) und an ganz vornehmen Schulen sogar die Farbe des Haargummis (selbstverständlich schwarz) ein. (Unter)-Ordnung, Zucht und Disziplin, eben das Gegenteil von Freiheit, sollen durch diese strenge Kleiderordnung unterstützt und gefestigt werden. Auch Keuschheit spielt zumindest eine subtile Rolle, treibt man das Spiel jedoch auf die Spitze, tritt eher das Gegenteil ein. Eine frühreife Lolita im naiv-unschuldigen Schulmädchen-Gewand ist der Inbegriff der Verführung.

Nein, wer seine weiblichen Reize wirklich verstecken will, muss sich verhüllen, bedecken und verstecken. Der arabisch-islamische Kulturkreis macht einen wahren Religionskult um Kopftücher, Burkas, Tschadors. Und will damit doch eigentlich nur der Frau unter Zuhilfenahme der haarsträubendsten Begründungen verbieten, sich als gleichberechtigter und freier Mensch und ohne Angst vor Angriffen in der Gesellschaft zu bewegen. Wieviel Angst muss ein Mann vor der Kraft, Schönheit und Unabhängigkeit einer Frau haben, dass er so unbedingt auf ihre Verhüllung besteht?

Weibliche Unabhängigkeit, und die ist auch im Westen längst noch nicht überall selbstverständlich, hängt ganz eng mit der freien Wahl der Kleidung und damit auch mit Mode zusammen. Mit Mademoiselle Chanel und ihren innovativen Vorschlägen fing es an. Ihre geistigen Erbinnen erlauben sich heute jede Extravaganz: Carrie Bradshaw und ihre Freundinnen aus dem mondänen New York feiern ihre intellektuelle und materielle Unabhängigkeit mit Cosmopolitans, riesigen Kleiderschränken und unzähligen Manolo Blahniks. Die ostasiatischen Studentinnen, die einst jahrelang in trister Schuluniform herumlaufen mussten, drehen spätestens am College voll auf und verbringen Stunden mit der Jagd nach dem ultimativen Outfit. Radikale Feministinnen verweigern sich hingegen männlichen Vorstellungen von Weiblichkeit und tragen vor allem bequeme Kleidung. Sie alle leben ganz bewusst nach ihren eigenen Vorstellungen. Es lebe die Freiheit!

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