Künstler Franz Bahrs pneumatische Skulpturen

Bildhauerische Begegnung der Dritten Art

Von Peter Joerdell für R2-Bildungsbürger

Foto: franz-bahr.com

Aluminium als Material hat Franz Bahr neue Dimensionen im Anspruch an seine Arbeit erschlossen.

Köln. 200 Mikrometer dickes Alu-Blech, dessen Form sich auch dem Raum anpasst. Wie? Nun, das wird offensichtlich, als Franz Bahr in der Kölner Galerie Graf Adolf das Druckluft-Ventil öffnet. Einige Bar Druck (kein Wortspiel beabsichtigt!) beginnen zu zischen – und erlauben der aus Aluminium-Blech bestehenden Skulptur, ihre Form anzunehmen. Was vorher wie eine eingerollte Agave mitten im Raum stand, füllt sich mit prallem Leben – und droht, die Deckenlampen in Mitleidenschaft zu ziehen, was Galerist Christoph Muelln allerdings noch verhindern kann. Bahr grinst schief: „Man weiß nie so ganz genau, was da am Ende eigentlich passiert.“

Foto: franz-bahr.com

Form und Nicht-Form:
Pneumatisches "Squares"
von Franz Bahr.

Die „pneumatic sculptures“ Franz Bahrs sind immer eine Überraschung, für den Künstler selbst wie für den Betrachter. Mal wirken sie exorbitant und raumgreifend, mal exotisch und ephemer. In jedem Fall fordern sie eine neue Art des Erkennens und Erfahrens ein, werfen Fragen auf wie „Was ist überhaupt Bildhauerei?“ Und wie nehmen wir räumliche Kunst wahr, wenn sie doch nicht viel mehr ist als ein fragiler Ballon aus Aluminium?

Überhaupt – Aluminium. Warum eigentlich? Bahr: „Der Kommunikationsagentur der Aluminium 2010 sind meine pneumatic sculptures aufgefallen, die bis dato noch nicht mit dem Material Aluminium realisiert wurden. Die Frage, ob dies denn auch mit Aluminium ginge, beantwortete ich prompt mit ja. Darauf folgten die ersten Entwicklungen mit dem neuen Werkstoff und die Erstellung eines Konzepts für die Durchführung eines show-acts anlässlich der Verleihung des European Aluminium Award. Die besondere Herausforderung bestand also nicht nur darin, Aluminium schweißtechnisch in den Griff zu bekommen, sondern eben auch darin, Skulpturen live auf der Bühne mittels Druckluft entstehen zu lassen.“ Das Konzept überzeugte den Veranstalter und es folgte die Beauftragung.

So kam es zu einem gemeinsamen Auftritt bei der Messe-Abschlussveranstaltung mit Lahcen Jmouhs Bujin Taiko – und so kam Bahr zum Aluminium.

Das Thema pneumatische Skulpturen entwickelte schnell eine eigene Dynamik

Rückblende. Angefangen hat Bahr mit den pneumatic sculptures 1991, damals nannte er sie noch „Luftsysteme“. Da entwickelte er auch die ersten Techniken, die heute seine Arbeit prägen. „Ich fing gerade an, Metallbildhauerei zu studieren – und empfand die konventionellen Methoden und Techniken der Bildhauerei für meinen Denkansatz ungeeignet.“ Aus dieser Unzufriedenheit heraus entstand der feste Wille, Neues zu schaffen.

Foto: franz-bahr.com

Raumgreifend: Franz Bahrs
Arbeiten haben Präsenz.

Frühe Experimente mit Pneumatik in den 90er Jahren bestanden darin, Luft zwischen zwei zuvor an den Rändern verschweißten Metallblechen zu pressen und diese dadurch von innen heraus zu verformen. Nach einer ersten „exhibition pneumatique“ 1992 in der Galerie Kalos, Biel, Schweiz, mit dem Titel „Biel-Air“ blieb er im Stillen an dem Thema dran. Das Gros der pneumatischen Skulpturen entstand zwischen 2006 und heute. „Das Thema hat eine eigene Dynamik entwickelt“, so Bahr in der Retrospektive. Diese neue Methode, so Bahr, passe besser ins Zeitgeschehen, als klassische Bildhauerei. Warum?

„Wir haben im 20. Jahrhundert, um Marshall McLuhan („The Medium is the Message“, 1964) zu folgen, mit dem Aufkommen der elektronischen Massenmedien das Ende des mechanistischen Zeitalters erlebt, das von der Linearität geprägt war. Dafür begann das elektrische Zeitalter, charakteristisch hierfür ist die Gleichzeitigkeit, überall“, holt Bahr aus, um begreiflich zu machen, was für ein Impetus hinter seinem Werk steht.

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